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„Qualle-Mania“ bei Eintracht Rheine

Dass bei Fußballspielen der Referee der Star ist, kommt höchst selten vor. Am Montagabend aber war es in der Obi-Arena in Rheine so: Schiedsrichter-Influencer „Qualle“ leitete zwei Jugendspiele, verteilte statt Gelber Karten vor allem Autogramme.

von Kai Lübbers

Foto: Kai Lübbers

Einige Fans hatten sogar extra Pappschilder für den Schiedsrichter-Influencer gebastelt, die Qualle auch direkt mit nach Hause nahm. Kai Lübbers

Einwurf, Abseits, Anstoß – auf den ersten Blick leitet Pascal Martin die internen Juniorenspiele zwischen den E1- und E2-Junioren sowie D1- und D2-Junioren des FC Eintracht Rheine wie jeder andere Schiedsrichter. Aber Martin ist unter seinem Künstlernamen „Qualle“ Schiedsrichter-Influencer, ist auch an diesem Montagabend in der Obi-Arena per Headset verkabelt, über die Stadionboxen hören die über 200 Zuschauer, vorwiegend natürlich Kinder und Jugendliche mit ihren Eltern, jedes seiner Kommandos.

Die haben nicht immer was mit dem Fußball zu tun und sorgen so für Erheiterung: „Wie groß bist du denn schon, bist du wirklich D-Jugendspieler, zeig mal deinen Ausweis“, meinte er zum Beispiel zu Max Löchte, Torhüter der D1. Luis Müller, der bei einem Einwurf im Feld stand, durfte diesen wiederholen, musste aber vorher fünf Liegestütze machen.

Die lockere Art des 21-Jährigen kommt bestens an. „So einen Hype um einen Schiedsrichter hatten wir zuletzt hier, als der Bruder von Manuel Neuer hier gepfiffen hat“, berichtete Stadionsprecher Andreas Streiter.

„Ich habe in beiden Spielen kein einziges Foul gepfiffen. Die Kinder waren total fair. Bitte behaltet das auch bei, wenn der Schiedsrichter mal nicht Qualle heißt“, richtete Martin eine Botschaft an die E- und D-Jugendlichen des FC Eintracht Rheine. Gemeinsam mit Sandra Matzelle, Schulleiterin der Nelson-Mandela-Sekundarschule, und Simone Berkmann (zuständig für den Übergang Schule/Beruf an der Nelson-Mandela-Schule) hatte sich Eintracht Rheines 2. Vorsitzender Ralf Bussmann überlegt, den Schiedsrichter-Influencer aus dem westfälischen Lage am Montag zum Delsen sowie am Dienstag zum Handwerkstag und zur Nelson-Mandela-Schule zu lotsen. „Für seine Gage müsste ich schon einige Spiele pfeifen“, schmunzelte Phillipe Najda, Schiedsrichter-Obmann beim FCE.

Pascal Martin (l.) hat aus seinem Kerngeschäft, der Leitung von Fußballspielen, längst ein profitables Geschäft gemacht.

Najda hofft, dass durch den Auftritt von Qualle der eine oder andere Jugendliche sich für die Schiedsrichterei begeistert. Groß genug ist das Netzwerk des Schiedsrichter-Influencers, jungen Menschen den Job an der Pfeife schmackhaft zu machen und seine Message zu verbreiten: „Respekt, Fair Play und positive Einstellungen auf dem Spielfeld fördern.“

Fans vollen Qualles Schuhe und Haare

Auf Instagram haben ihn 217000 Follower abonniert, bei Tik Tok sind es mittlerweile 954000. Sprüche über das Videospiel Fortnite oder über die Frage „Messi oder Ronaldo?“ treffen den Nerv des jungen Publikums. „Ich folge dir“, sprach ein D-Jugendspieler Qualle noch vor dem Anstoß des internen Freundschaftsspiels auf dem Feld an. „Ich folge dir gleich auch, aber auf dem Platz und mit gelben Karten“, konterte Qualle schlagfertig, um nach dem Abpfiff festzustellen: „Der eine will meine Schuhe haben, der andere ein Haar von mir, ihr bekommt gleich alle ein Autogramm!“.

Gesagt, getan. Am Eingang der Obi-Arena, unweit des eigenen Merchandising-Standes, wo es Hoodies, T-Shirts und Co. zu erwerben gab, erfüllte Qualle jeden Autogrammwunsch, egal ob auf dem Unterarm, der Tasche, dem Trikot oder dem Fußball. Genauso begehrt waren Selfies. Und da traf Qualle auch wieder den groß aufgeschossenen D1-Torhüter Max Löchte und schrieb ihm eine besondere Widmung auf seine Autogrammkarte: „Für den 20-Jährigen.“

Foto: Kai Lübbers

D1-Torhüter Max Löchte erhielt eine besondere Widmung.

Abseits der „Qualle-Mania“ konnte Benjamin Blanke, Trainer der D1-Junioren, dem launigen Testkick gegen die eigene D2 (Endstand 4:1) noch etwas Positives abgewinnen: „Wir haben heute erstmals Elf-gegen-elf gespielt. Einige Spieler wechseln in der nächsten Saison in die C-Jugend und konnten sich so schon mal an den großen Platz gewöhnen.“


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