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Aus angeblichem Pelz-Kauf wird ein Betrug

„Ich kaufe Ihren Pelzmantel!“ lautete eine Anzeige, die ein älteres Emsdettener Ehepaar entdeckte. Doch es handelte sich um vorgeschobenes Interesse – in Wirklichkeit ging es den mutmaßlichen Betrügern um Gold. Der 86-Jährige fuhr schließlich mit der mutmaßlichen Betrügerin per Taxi zur Polizei.

von Fabian Kronfeld

Foto: picture alliance/dpa

Der Interessent im lokalen Fall ließ wie in anderen Fällen nicht locker, bis die ältere Frau ihren Schmuck zeigte (Symbolfoto).

Einen Echtpelzmantel in der Öffentlichkeit zu tragen, ist heute verpönt. Aber in manchem Kleiderschrank hängen sicherlich Mäntel aus einer Zeit, als Tierschutz-Argumente in der Bevölkerung noch nicht verbreitet waren. Einen 50 Jahre alten Nerz, der seit Jahren nicht mehr getragen worden war, wollte ein Emsdettener Ehepaar deshalb nun endlich verkaufen – und geriet dabei an Betrüger, die auf mehr aus waren als nur den Mantel, wie der 86- und die 83-Jährige berichten.

„Ehrliche Kaufabsicht“ betont

„Ich kaufe ihren Pelzmantel!“ lautete die „verlockende Anzeige“, die das Ehepaar vor knapp drei Wochen in einer Zeitung entdeckte. Pelzmäntel, Porzellan, alte Lampen etc. – danach suchten die Interessenten. Was die vorsichtigen Emsdettener Verkäufer freute: „Von Gold oder Schmuck stand da nichts.“ Und beim Anruf unter der angegebenen Nummer bejahten David und Annette (Namen geändert) am anderen Ende der Leitung ihre „ehrliche Kaufabsicht“, schildert das Ehepaar. „Endlich mal jemand, der ehrlich an Pelzmänteln interessiert ist, dachte ich. Ich habe mit David noch über die schwarzen Schafe geschimpft, die eigentlich nur auf Gold und Schmuck aus sind und falsche Annoncen schalten“, erklärt der 86-jährige Emsdettener, der wie seine Frau anonym bleiben möchte (Name ist der Redaktion bekannt).

Beim Termin im Haus in Emsdetten habe David, ein junger Mann, dann einen vertrauenswürdigen Eindruck gemacht, zunächst wirklich nur auf den Mantel geachtet und ein „gutes Preisangebot“ für den Nerz abgegeben. „Seine Begeisterung und sein Auftreten haben mich beruhigt“, meint die 83-Jährige, die beim Treffen zunächst allein war. Außer für den Mantel interessierte sich der Gast später auch für Messingtische und eine Tiffany-Lampe. „Wir sind uns auch da einig geworden. Aber als wir am Wohnzimmertisch den geschäftlichen Teil erledigen wollten, hat David plötzlich von Gold gesprochen. Aber das wollte ich ja gar nicht verkaufen und er laut erster Aussage angeblich auch nicht kaufen.“

Bargeld auf den Tisch gelegt

Als Vertrauensbeweis habe David ihr dann eine größere Summe Bargeld auf den Tisch gelegt, die Anzahlung für den Pelzmantel und die Möbel, die er abends abholen wollte, weil er nicht mit dem Lieferwagen da sei. Die Emsdettenerin forderte er dann auf, ihm das Gold zu zeigen, damit er es schätzen und ihr den Wert des Schmucks zeigen könnte. Die 83-Jährige, nun verunsichert und verängstigt, wie sie erzählt, holte den Schmuck, erklärte aber erneut, dass der nicht zu verkaufen sei. „Er ist aber immer frecher und aufdringlicher geworden“, berichtet die ältere Dame. Der angebliche Käufer ließ nicht locker, der Ankauf des Pelzmantels sei wohl doch nur ein Lockmittel gewesen, um an ihr Gold zu kommen, weiß das Emsdettener Ehepaar heute.

Der angebliche Käufer habe beim Treffen dann endlich die Wahrheit rausgerückt, das Gold der Frau bereits in den Händen. „Er hätte einen Vertrag und könnte ohne das Gold auch die anderen Sachen nicht kaufen, hieß es plötzlich. Mit ihm war nicht mehr vernünftig zu reden“, meint die 83-Jährige. „Er meinte dann konsequent: ‚Ich gehe jetzt zur Bank und hole Geld und bezahle Ihnen heute Abend den Rest für den Pelzmantel und die Möbel. Für das Gold brauche ich außerdem eine größere Summe.‘ Und dann ist er einfach gegangen.“

Das Handy vergessen

Seine Absicht, vermutet das Ehepaar heute, sei es wohl gewesen, auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Bloß blöd für den Betrüger, wenn er sein Handy bei den Betrogenen vergisst. Eine junge Frau, Annette, „die Komplizin“ habe daraufhin angerufen, erzählen die Emsdettener, um das Handy abzuholen. Mittlerweile war der Mann der Emsdettenerin wieder zuhause und griff ein, ging vor die Tür, als die Komplizin klingelte. „Ich habe ihr gesagt, dass ich ihr das Handy an ihrem Auto gebe. Und dann bin ich mitgelaufen, und gelaufen und gelaufen, ohne dass wir an einem Auto angekommen sind. Sie hat immer gesagt, dass sie ‚dahinten!‘ geparkt hat und wollte mich wohl abschütteln“, erzählt der 86-Jährige. Schließlich habe Annette ihm mit einer Anzeige gedroht, sollte er sie weiterverfolgen. „Ich habe ihr gesagt: ‚Ich warte ja nur darauf, dass Sie die Polizei rufen.“ Am Ende habe sich die Komplizin aber nur ein Taxi gerufen. Dem Taxifahrer machte der Emsdettener deutlich, dass sie eine Betrügerin sei. „Und dann bin ich mitgefahren. Erste Station: Die Polizeiwache. Sie ist sogar mit hinein gegangen. Da habe ich Anzeige erstattet, ein Foto abgegeben, das ich vom Schmuck gemacht hatte.“

Doch damit war die Angelegenheit nicht beendet. „Die haben dann täglich bestimmt zehn Mal angerufen, ob wir die Anzeige nicht zurücknehmen könnten. Ich habe ihnen gesagt: ‚Nur, wenn Sie uns das Gold zurückbringen!‘“, berichtet der Emsdettener. Zu spät: Die Betrüger hatten den Schmuck schon eingeschmolzen.

Kleiner Trost: Die Anzahlung für Pelzmantel und Möbel, die ebenfalls beim abrupten Abgang von David zurückgeblieben war, konnte dem Ehepaar zumindest den entstandenen materiellen Schaden annähernd ersetzen. Mit ihrer Geschichte möchten die Emsdettener jetzt andere vor dieser Betrugsmasche warnen.


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